Der Oltrepò von Mantua
Der Oltrepò von Mantua ist neben dem Oltrepò von Pavia das einzige Gebiet auf lombardischem Boden südlich des Großen Flusses. Zwischen der Emilia Romagna und Venetien auf einer Fläche von etwa 700 Quadratkilometern und mit einer Länge von etwa sechzig Kilometern (von Suzzara nach Felonica) umfasst der Oltrepò von Mantua 23 Gemeinden, von denen drei (Ostiglia, Serravalle und Sustinente) in Wahrheit nördlich des Flusses liegen.
Neben der geographischen Lage ist der Oltrepò von Mantua ein landschaftlich und kulturell klar abgegrenztes Gebiet, dessen wichtigste Merkmale sich auf die jahrhundertealte Beziehung zwischen dem Menschen und dem Wasser zurückführen lassen (durch die gewaltigen Eindämmungen des Po und des Secchia und monumentale Wassererhaltungsanlagen gekennzeichnet). Außerdem auf die Figur der Matilde von Canossa, der wir den Bau von Abteien und Pfarreien verdanken, die noch heute, fast ein Jahrtausend später, das Gebiet beherrschen. Und schließlich auf die Landwirtschaft, welche die Landschaften nachhaltig geprägt hat, und die Marginalität der Grenzgebiete, Kreuzpunkt von Menschen und Kenntnissen.
Po und Oltrepò
Die Überschwemmungen des Pos haben einen fruchtbaren Landstrich hervorgebracht, der über die Jahrhunderte aus dem Oltrepò von Mantua den Kornspeicher von Italien und das Land der Milchkuh, des Schweins, des Parmigiano Reggiano und des Pappelanbaus gemacht hat.
Doch brachte der Po auch Leid und Zerstörung und mehr als ein Jahrtausend lang haben die Menschen des Oltrepò versucht, ihn zu zähmen und mit Dämmen zu bezwingen, die von den zäh nach jedem Dammbruch wieder aufgebauten labilen Konstruktionen zu den eindrucksvollen Bastionen wurden, die heute die Landschaft beherrschen.
Der Po ist der wichtigste Biotopverbund der Po-Ebene und einer der wichtigsten in Europa und umfasst einen Großteil der Artenvielfalt des Oltrepò von Mantua in wertvollen Lebensräumen wie Flussarmen, Wasserspiegeln, Flusssanddünen, Uferwäldern und Sümpfen.
Heute gehen Kultur und Natur, deren Überbringer der Große Fluss Po ist, in einem anfälligen Gleichgewicht Hand in Hand mit Produktion, Demografie und Infrastrukturen, die zu den bedeutendsten in Italien gehören. Der Po war im letzten Jahrhundert wegen Wasserverschmutzung, Eingriffen am Flussbett und ökologischer Dekonstruktion der Auen durch den verstärkten Pappelanbau einem zunehmenden Verfall ausgesetzt.
2007 haben die Gemeindebezirke zum Schutz des Großen Flusses Po freiwillig das Parksystem des Oltrepò von Mantua auf einem Gebiet von über 9000 Hektar ins Leben gerufen, mit dem die typischen Landstriche des letzten Abschnitts des Pos geschützt werden.
Ein Spaziergang auf dem Hauptdamm, Begegnungen auf Kähnen zu Wasser und an Land, eine Pause unter einfachen Schutzdächern oder auf einer Bank vor dem Anblick der unaufhaltsamen Strömung des Flusses sind auch heute noch beliebte Beschäftigungen der Bewohner des Oltrepò. In diesem an Natur, Aromen, Erzählungen und Erlebnissen reichen Landstrich kann man noch heute „den natürlichen Lauf des Großen Flusses Po und das Werk seiner Menschen“ spüren.
Die Gemeindebezirke des Oltrepò von Mantua:
Borgofranco sul Po, Carbonara di Po, Felonica, Gonzaga, Magnacavallo, Moglia, Motteggiana, Ostiglia, Pegognaga, Pieve di Coriano, Poggio Rusco, Quingentole, Quistello, Revere, San Benedetto Po, San Giacomo delle Segnate, San Giovanni del Dosso, Schivenoglia, Sermide, Serravalle a Po, Sustinente, Suzzara, Villa Poma.
Die schönsten Erfahrungen, die Sie beim Besuch des„Sistema Parchi dell’Oltrepò Mantovano“ (Parksystem des Oltrepò von Mantua) und während der Entdeckung des faszinierenden„Großen Flusses Po“ machen können.
Natur- erfahrungen
- Ein Spaziergang durch die Wälder, um die einst den Oltrepò von Mantua und die gesamte Po-Ebene bedeckenden Wälder zu entdecken.
- Beobachten, wie das spontan wachsende Weidengebüsch das neue, vom Fluss und vom Menschen kreierte Land besiedeln und somit den langen Prozess in Bewegung setzen, der schließlich zur Bildung der Wälder des Oltrepò von Mantua führte.
- Auf den Sanddünen spazieren, die sich bilden, wenn der Fluss kein Wasser mehr führt und dabei auf die verschiedenen, sich dort einnistenden Pflanzenarten achten: Diese leben nur eine Saison lang, bis sich der Po wieder mit Wasser füllt.
- In den Sümpfen, zwischen Röhricht, entlang der Kanäle und in die verlassenen Gruben gehen, den Blick von einer Hütte aus schweifen lassen, um die zahlreichen, hier heimischen Enten, Reiher, Falken und kleinen Vögel zu beobachten und diesen zu lauschen.
- Entlang der Kanäle und Gräben, in den Sümpfen laufen, das Gequake der Frösche hören und mit etwas Glück auf einen ausschließlich in der Po-Ebene heimischen Italienischen Springfrosch oder Rotfrosch stoßen oder aber eine Sumpfschildkröte oder eine Waldeidechse sichten.
- Im Wald dem Gesang der Kohlmeise und der Nachtigall lauschen, dem Picken des Rotspechts und dem„Lachen“ des Grünspechts zuhören, um so den herausragenden Reichtum an Leben des Oltrepò in Mantua kennenzulernen.
- In das Röhricht gehen, den weichen Boden unter den Füßen spüren (wie ein Trampolin), die schneidenden und rauen Blätter des Pfahlrohrs und Riedgrases berühren, aus denen die Einwohner dieses Gebiets jahrhundertelang zahlreiche Gebrauchsgegenstände gefertigt haben.
- Die Zeichen entdecken, die auf das versteckte Leben großer und kleiner Tiere hinweisen: Spuren von Füchsen, Igeln und Reihern, die sich im trockenen Schlick abzeichnen, Schleimspuren von Schnecken, Insektenlöcher in faulenden Baumstümpfen, Gewölle von Raubvögeln, heraus gefallene Federn, Gesang…
- Im Umfeld eines „Bugno“, einer durch das Wasser geformten Senkung im Gelände, oder eines Flussarms mit stehendem Wasser spazieren und die ganze, in diesen kleinen, stillen Gewässern herrschende Biodiversität entdecken.
- Im Angesicht der monumentalen, über das Gebiet verteilten Bäume inne halten und deren Herrlichkeit betrachten, ihr Alter schätzen und ihre Geschichte kennenlernen.
Über diese Erfahrungen hinaus können Sie auch:
- In den Pappelwäldern spazieren, dabei deren regelmäßige Geometrie erfassen und feststellen, dass es sich hier nicht um echte Wälder, sondern um Baumpflanzungen handelt, die nach zehn Jahren gefällt werden; im Frühjahr dem„Federregen“ zusehen, ihren baumwollartigen Samen.
- Von einem Aussichtspunkt das trockene Flussbett mit Dutzenden, auf der Wasserlinie sichtbaren Seeschwalben und Seemöven sowie die Büschel alter, am Ufer stehender Weiden beobachten, auf deren Kronen sich die Kormorane niederlassen, um ihr Gefieder zu trocknen, aber auch die Sandwände, auf denen Bienenfresser, Mäuse und Eisvögel ihre Nester gegraben haben ins Auge fassen.
Kulturelle Erfahrungen
- Ab und zu inne halten und ein paar Worte mit den hiesigen Fischern wechseln und sich von den mythischen Stören, die im Po Zuhause waren, sowie von den neuen „Monstern“, den Welsen, erzählen lassen.
- Den Po im Boot überqueren und dabei dessen Kraft und Erhabenheit auf sich wirken lassen.
- Die schmackhaften Gerichte der örtlichen Tradition wie die Tortelli mit Kürbisfüllung (Turtei ad Suca im hiesigen Dialekt), die gefüllten Agnoli (Caplet), den herausragenden weißen Trüffel (Trifula), die Tirotto genannten Foccacciascheiben mit Zwiebeln (Tiròt), die Tortelli guazzarotti mit Traubenmost (Turtei sguasaròt) und zahlreiche kulinarische Rezepte rund ums Schweinefleisch (al Guget) mit einem Schuss des guten Lambruscos aus Mantua (al Lambrusch) kosten. Die Produkte des Gebiets an den zahlreichen Direktverkaufsstellen oder auf Dorffesten und Bauernmärkten erstehen.
- Eine Wasserhaltungsanlage besichtigen und einen „Abzugskanal“, eine„Schleuse“, das Kanalnetz, die Dämme und „Buhnen“, eine Wasserstraße, eine Schleusenkammer, einen Kai betrachten, um die herausragende Komplexität der Welt der Rekultivierung und Entwässerung, der Wasserverwaltung und Navigation auf Flüssen und Kanälen kennenzulernen.
- Die Geschichte des Oltrepò von Mantua anhand des Besuchs der aufgrund einer Schenkung von Mathilde von Canossa Mathilden-Pfarreien genannten Kirchen, der Abtei Polirone, der Wallfahrtskirche Santuario della Comuna, der Museen, Villen, historischen Höfe und der Burgen kennenlernen.
- Das im Verlauf der Jahrhunderte zwischen Mensch und Landstrich gewachsene Verhältnis anhand einer Entdeckungsreise rund um das Landleben sowie die alten Berufe wahrnehmen, die großen landwirtschaftlichen Höfe betrachten und die der materiellen Kultur gewidmeten Museen und Schiffmühlen am Po besuchen.
- Sich auf dem Fluss erholen: Etwas Sonne an den Stränden tanken, eine Bootstour unternehmen, angeln, im Vorland spazieren gehen, auf den Dämmen entlang radeln und sich im Sonnenschein oder Nebel verlieren.
- Im Besuchszentrum eines Naturschutzgebiets, auf der Piazza eines Orts, einem Rastpunkt der Radwege Ciclovia dei Parchi, einem Agrotourismus oder einem Restaurant Rast machen, sich stärken, Infomaterial besorgen, mit den Leuten am Ort reden und deren Gewohnheiten und Dialekt kennenlernen.
Über diese Erfahrungen hinaus können Sie auch:
- Entlang der Fahrradwege Ciclovia dei Parchi des Oltrepò von Mantua radeln und die Ruhe, Düfte und Farben genießen und somit die Landschaft der Ebene rundum schätzen zu lernen, auf die hiesigen Menschen treffen und deren Gastfreundschaft entdecken.
- Lassen Sie von oben auf den Deichen Ihren Blick auf den Fluss, die Auen, Felder, Höfe und Orte schweifen, um die Einzigartigkeit des Damms zu verstehen, eines Bollwerks, das den Menschen des Oltrepò von Mantua Sicherheit gibt.